Saturday, July 01, 2006

Die Lieferung...

Wie Ihr bereits wisst, haben die meisten Gaijins kein Auto. Wozu auch? Die S-Bahnen fahren im Minutentakt und unsere Elefantenbeine dürfen sich ruhig mal anstrengen. Problematisch wirds nur beim Einkaufen.: Wohin mit den 25 Tüten? Wie soll man mit unserer zierlichen Statur 65 KG Einkäufe schleppen? Kein Problem, es gibt ja überall einen günstigen Lieferservice. Oberflächlich betrachtet wäre damit die Welt ja in Ordnung. Im Detail aber....

Langnase: "Do you offer a delivery service?".
Junior cashier supervice manager: "Deliveli?? Yes".
Langnase: "Uff" Lieferservice also kein Problem.
JCSM: "Only this possible. This no deliveli"

Man könnte jetzt vermuten, die nette junge Dame würde auf eine komplette Garage oder auf einen 4 T
onnen Tresor zeigen. Nein, die Rede ist von kleinen Pflänzchen (ca. 20cm groß in kleinen Teracotta Töpfchen). Unser Denkprozess war angeregt: Wir hatten große Pflanzen mit großen Töpfen gekauft. Natürlich auch kleine Pflanzen mit kleinen Töpfen. Dazu etwas Putzmittel, einen Wasserfilter, 3 Mülleimer, auch Getränke und Kleinzeug für den Haushalt. Dazu kamen Dinge unserer Nachbarn wie ein Sonnenschirm mit Ständer. Insgesamt Waren im Wert von ca 300€. "Deliveli" also kein Problem....wären da nicht die kleinen Pflanzen. Denn in Japan - oder zumindest in diesem Baumarkt - ist es nunmal so, dass kleine Pflanzen nicht geliefert werden können (übrigens nur die kleinen Pflanzen, die kleinen Übertöpfe sind kein Problem).


Damit klar wird, um welche Größe es sich handelt...











Was tun? Ganz klar: Wir machen Vorschläge:


1. "We have so many things and you will deliver anyhow. So please deliver the small plants as well"
Unserem Vorschlag folgt ein freundliches Lächeln mit dem Hinweis "Please take". Aber wir Gaijins geben nicht so leicht auf:

2. "But we have no car..." Die Dame geht und holt den Junior Delivery Organization Manager for Outdoor goods. Es folgt eine intensive Diskussion in Japansich, an der mittlerweile 2 jüngere Angestellte in blauen Kittelschürzen und 3 Mitarbeiter in gelben Kittelschürzen (das sind die Kollegen vom Serviceteam) teilnehmen. "No deliveli, only this", die Dame zeigt dabei auf die großen Pflanzen und den Rest...

3. "If we put the plants into the trash cans??". Es kommt Bewegung in die Sache, denn nun bewegen sich die Mitarbeiter hektisch. Plötzlich sehen wir einen Herren mit Brille. Er wirkt sehr seriös. Endlich mal jemand, der etwas entscheiden kann. Wieder Diskussionen (zwischenzeitlich sind wir bei der Dauer einer echten Fußballhalbzeit!!!!). "Deliveli no possible, please take".
"Why??????????". Bestürzte Gesichter beim (6 Mann/Frau starken) Personal: "...ja warum eigentlich????" Wieder Diskussionen...warten...warten...Diskussionen...warten "No deliveli possible, please take..."

Wir geben auf - OkOk, wir tragen diese monströsen Mammutbäume selber
. Was nun??

Wir müssen reingehen, denn nun kommt die Warenkontrolle. Man stelle sich vor: Die Dame, die zuvor unsere Ware in die Kasse eingetippt hat, kontrolliert nun, dass auch all das in der Tüte ist, was geliefert werden soll (die kleinen Bäumchen hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits in den Händen). Könnte ja sein, dass auf dem Weg von der Kasse bis zum Serviceschalter ein großes Bäumchen wieder zurück auf seinen Platz gelaufen ist, weil es einfach keine Lust hatte bei den Gaijins auf dem Balkon zu stehen. Die Kontrolle dauert ca. 30 Minuten (4 Angestellte) mit dem Ergebnis, dass keines der Bäumchen davongelaufen war, die Dame aber vergessen hatte ein großes Bäumchen zu kassieren. Also nochmal 2965 Yen nachbezahlen für ein Bäumchen und 2700 Yen für den Lieferservice.

Was für ein erflogreicher Tag. Ein Einkauf, vier Stunden Zeit und am Ende doch ein Fussmarsch mit unseren in Tüten verpackten kleinen Bäumchen in der Hand
(eigentlich waren es nur die Frauen, da die Herren noch einen defekten Fernseher beim Second Hand Elektroladen reklamieren mussten). Man darf sich eben nicht alles gefallen lassen :-))

MR

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