Tuesday, September 12, 2006

sicher ist sicher

Ich bin ja so froh in Japan zu sein, in einem der sichersten Laender der Welt. Man fuehlt sich geborgen, behuetet, bewacht - eben sicher. Aber Sicherheit kommt nicht von ungefaehr. Nein, Sicherheit laesst sich naemlich nicht einfach im Gesetzbuch festschreiben. Vielmehr ist Sicherheit ein Gut in das man regelmaessig investieren muss. Und in Sachen Sicherheit sind die Japaner sehr grosszuegige Investoren. Nichts wird hier dem Zufall ueberlassen. Kein Risiko wird eingegangen, wenn es um das Wohlbefinden der Bevoelkerung geht. Keine Kosten werden gescheut, um Unfaellen vorzubeugen und so verwundert es nicht, dass man hier fuer Grossstadtverhaeltnisse relativ selten ein Martinshorn zu hoeren bekommt. Wie gesagt, das liegt weder an den Sushi, noch am Klima. Nicht an der exponierten Lage des 140. Breitengrades und auch nicht an der Sojasosse. Das liegt ganz alleine daran, dass die Japaner eben auf die Leute aufpassen. Ich darf mich gluecklich schaetzen erst kuerzlich Augenzeuge eines Vorfalles geworden zu sein, dessen potentielles Gefaehrdungspotential beinahe erschreckend war. Es ist aber nichts passiert, weil zwei gut ausgebildete Sicherheitsbeamte blitzschnell reagiert und beherzt eingegriffen haben.
Es war ganz in der Naehe unseres Hauses in Azamino (fuer Google-Earth Nutzer: Haus Uli+Markus 35Grad33Minuten56.59 sekunden Nord 139Grad33Minuten17.93 Ost). Der genaue Ort des Geschehens (35Grad34Minuten6.39 sekunden Nord 139Grad33Minuten14.69 Ost) war die U-Bahnstation unseres Bezirks, die gerade renoviert wurde. Ein neuer Bodenbelag sollte dem Bahnhof ein einladenderes Aussehen verpassen. Wie in Japan ueblich, ist das Fussgaengerverkehrsaufkommen an Bahnhoefen auch tagsueber erheblich. Durch die Baustelle wurde der Verkehrsfluss nicht gerade verbessert. Das Gefaehrdungspotential war also erschreckend hoch. Man stelle sich vor: Baustellenarbeiten am Bodenbelag hinter einem blickdichten Bauzaun. Der Arbeitsbereich mit einem Stahlgitter abgesperrt und nebendran laufen Fussgaenger!!! Welch Risiko!!! Was da alles passieren kann!!! Aber wir waeren nicht in Japan, haette man nicht direkt eine Loesung parat (siehe Skizze): Man stellte einfach zwei Beamte ab, die das Ganze absichern.

Als Uli und ich so locker vorbeischlendern und an Checkpoint Charlie 1 vorbei sind, biegt oben ploetzlich - bei Checkpoint Charlie 2 - eine Fussgaengerin vom Trottoir in die Passage ein. Just im selben Augenblick moechte doch so ein umumsichtiger, ruecksichtsloser Bauarbeiter mit seiner vollen Schubkarre Richtung Buergersteig laufen. Ein lautes "S T O P" begleitet von einer unmissverstaendlichen Geste des Sicherheitsbeamten verhinderte Schlimmeres (die beiden waren ja nur noch 25 Meter voneinander entfernt). Der Bauarbeiter reagierte sofort. Er erstarrte in seiner Position, liess die Schubkarre aus seinen Haenden gleiten und fuehlte sich wahrscheinlich schrecklich schuldig. Die Fussgaengerin schlenderte gemuetlich Ihren Weg entlang und konnte gefahrlos passieren.
Ich war sehr dankbar, dass die beiden Herren so gut aufgepasst hatten. Ungerne haette ich erste Hilfe geleistet. Ungerne waere ich Augenzeuge einer der groessten Katastrophen der japanischen Geschichte geworden. Ich moechte mir nicht ausmalen was haette passieren koennen. 2 Fussgaenger auf einem 2 Meter breiten Weg. Beide steuern mit einem Affenzahn (ca. 1.4 m/s) aufeinander zu, es sind nur noch 25 meter und die Reaktionszeit ist sehr kurz (nur 9 sekunden). Es waere sicherlich schrecklich gewesen.

Und deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich in Japan war und nicht in Stuttgart. In dem Land, in dem Sicherheit noch in der Wertetabelle ganz oben steht. Ich bin froh, dass es die zwei Beamten gab und ich bin froh, dass mich mein Chef in ein Land geschickt hat, in dem ein 1 Quadratmeterloch von 3 Beamten bewacht wird (auch das habe ich schon erlebt - an jeder Lochseite einer, der vierte hatte wahrscheinlich gerade Pause). Danke Japan - Danke Gert!!!

MR

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