Friday, September 01, 2006

Erlebnis: Schwimmhalle

Letzte Woche hatte ich das Thema "körperliche Ertüchtigung" in Angriff genommen und habe den "International Swimming Pool" in Yokohama aufgesucht, einen riesen Komplex mit 25-m-Bahnen, 50-m-Bahnen, Whirl-Pools und Dampfbad.

Gezahlt wird am sprechenden Automaten, der zumindest bei mir keine Scheine annehmen wollte und fast die ganze Lobby zusammengeschrien hat. Dann gehts wie bei der U-Bahn durch eine Schranke zum Umkleideraum wo man - selbstverständlich - die Schuhe ausziehen muss bevor man den Bereich tatsächlich betritt, diese in eine eigens dafür vorgesehene Plastiktüte wickelt und sich wie alle anderen auch einen pinkfarbenen Plastikkorb greift der aussieht wie ein Einkaufskorb eines Kinderkaufladens. Später begreife ich beim Abgucken, dass er für die Schwimmutensilien innerhalb des Schwimmbads vorgesehen ist (und nicht für das Cosplay von Barbie).

Umziehen und Duschen funktioniert wie bei den Germanen, nur das man auf dem Weg nach oben durch eine Art Autowaschanlage läuft (Gang gepflastert mit Duschköpfen inkl. Bewegungsmelder) und keine Seife benutzen darf da sonst Unfallgefahr besteht (huahua). Dann tue ich das was ich seit ungefähr 25 Jahren nicht mehr gemacht habe: ich setze mir eine Bademütze auf... Und watschle gen Schwimmbahnen um von den verhungerten Japanern angeglotzt zu werden wie ein Marsmensch... Tja... so sieht ein gut genährter Europäer halt aus :)

Dann der Einstieg ins Wasser... uuuuuuuuuuund... alle Japaner die bisher in dieser Bahn schwammen, verlassen sie innerhalb kürzester Zeit. Laut meiner Nachbarin ein völlig normales Verhalten... Na gut... Kenn ich ja von Azamino - da wechseln manche Haufrauen die Strassenseite, wenn ich entgegen komme... Hab ich halt eine Bahn für mich und die Japaner teilen sich eine zu acht... Allerdings denkt man unter solchen Umständen absolut nicht mehr daran, den Whirlpool zu nutzen denn wenn dann auch alle gehen, wenn man da reinsteigt, könnte das an einem schlechten Tag irgendwann aufs Gemüt schlagen ;)

Falls man zwischendrin die "Toire" (Toilet) aufsuchen muss, gibts extra Plastik-Toire-Latschen und auf dem Rückweg eine Genital-Autowaschanlage, sprich, beim Verlassen der Toilette wird automatisch auf Hüfthöhe seitlich die Dusche angeschmissen (was rein rechnerisch beim Durchschnittsjapaner Halshöhe sein dürfte... was ich wiederum zum Nachdenken über den Sinn der Waschanlage anregt... aber egal...).

Sehr lecker übrigens die Tatsache, dass viele der Japaner in der Schwimmhalle am Beckenrand den Einlass benutzen um den Rotz der letzten Jahre aus den Untiefen ihres Körpers zu holen und ihn dort über Mund und Nase in der Spalte abzuladen. Übrigens genau DIE Spalte wo ich mich zu Anfang festgehalten hatte... Schon lustig, wenn man bedenkt, dass es in Japan als extrem unappetitlich angesehen wird, in Gegenwart anderer Leute in ein Tempotaschentuch zu schnäuzen - das ist öffentlich ins Schwimmbecken rotzen schon weitaus appetitanregender.... wa?!

Eine Anekdote von der ich gehört habe, muss ich noch loswerden: in anderen Schwimmbädern Japans ist es üblich, dass der Bademeister in regelmässigen Abständen die Schwimmer rauspfeift damit sie - um Überanstrengung vorzubeugen (HOHO! :-) - das Wasser verlassen und eine mehrminütige Pause einlegen. Laut Berichten kann das alle 30 - 60 Minuten passieren. Ein Kollege von Markus was das erste mal beim Schwimmen und schon recht spät dran. Er war kaum 5 Minuten im Wasser als der Pfiff ertönte und alle das Wasser verliessen - er, der von dieser Eigenheit nichts wusste, ärgerte sich abartig da er dachte, dass das Schwimmbad schon schliesst, rannte wieder in die Umkleidekabine, zog sich an ... UND... sah beim Verlassen der Schwimmhalle, dass wieder alle im Wasser waren und schwammen :-))...

UF

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