Thursday, October 05, 2006

A dog's life...

Ich würde mal behaupten, die Hunde leiden hier in Japan Tantalosqualen.

Erst mal sind sie durch die Bank potthässlich und primär nur im Paris-Hilton-Format (handtaschenkonform) erhältlich. Die ersten Wochen verbringen sie in gleissendem Neonlicht in einem ca. 1 m² grossen Glasschaukasten mit einer Urinmatte und einem angefressenen Spielzeug im Pet-Center. Vor diesen Kästen stehen -für japanische Verhältnisse recht ausgelassene Frauen und Kinder - und schreien "KAWAIIIIIIIIIIIII" (dieses Wort... ich kriege langsam Pusteln davon).

Tja.. und wenn sie da dann mal rauskommen, zieht ihnen Frauchen und Herrchen ein lust'ges Mäntelchen und einen Rucksack an (saisonabhängig auch Schuhe) und lackiert ihnen im Extremfall die Krallen neonpink (heute erst wieder in Azamino gesehen und mitgelitten).

Bei den Dienstleistungen für Hunde reicht die Palette von Hundebenimmschulen über Schönheitssalons, Wohlfühltherapien, Aquafitness (!) bis hin zu speziellen Cafes und Restaurants. Auch der Phantasie für die Geschenke sind keine Grenzen gesetzt: von den Basics bis hin zu Luxusprodukten: Halsbänder, Kleidung (Winter- und Badesachen), Wasserbetten, Spray gegen Gebissgeruch, maßgeschneiderte Hochzeitskleidung, Tabletten gegen Übergewicht, Schmuck, Tragetaschen gibts alles... Im Dezember 2005 wurde zudem an Tokios internationalem Flughafen Narita ein 4****-Hotel mit 170 "Räumen" eröffnet, in dem die Vierbeiner während einer Reise einquartiert werden können. (Vielleicht also doch keine Tantalosqualen?)

Na ja... immerhin werden sie rundum umsorgt - zwar nicht unbedingt tiergerecht, aber ich habe heute einen Opa gesehen, der seinem Hund beim Kacken (!) sogar den Regenschirm über den stuhlgangverkrampften kleinen Körper gehalten hat...

Ein Hund ist bei den Japanern so was wie ein Statussymbol - wer einen hat, kann damit zeigen, dass er eine Wohnung hat, die grösser als die der anderen ist, die nur zu fünft und ohne Hund auf 20 m² hausen. Also wahrscheinlich 21 m².
Und wer mehrere auf einmal ausführt, ist der König (oder hat sich am Wochenende einen gemietet, die Variante gibts nämlich auch).

In der U-Bahn habe ich noch keinen einzigen gesehen, das scheint tabu zu sein - was wiederum bedeutet, dass sie wohl nie weiter als um den Häuserblock kommen, wenn Herrchen kein Auto hat. Und wenn er ein Auto hat dann vielleicht bald den WOW - "Wonderful Openhearted Wagon" - der letztes Jahr auf der Tokyo Motor Show vorgestellt wurde - eine Studie mit entfernbaren, waschbaren Sitzpolstern, einem "Hundefach" statt Handschuhfach und großen Schiebetüren zum problemlosen Ein- und Aussteigen.

Und was die Fütterung bei Arbeitszeiten um die 14 + Stunden angeht: dafür gibts Systeme, mit denen Hunde überwacht werden können, auch wenn die Besitzer nicht zu Hause sind. Oder Behältersysteme, die zu bestimmten Zeiten Futter und Wasser automatisch abgeben.

UF

2 Comments:

Blogger Thorsten said...

Wenn die Statusdefinition in Japan über Hunde funktioniert, würde ich mir glatt nen Neufundländer importieren und ausführen. Ich wette, man wird sofort mit "Eure Durchlaucht" (oder wie immer das auf Japanisch heissen mag) angeredet und bekommt als Quasi-VIP sowieso alles umsonst, gell?!

9:24 PM  
Anonymous Anonymous said...

Leider falsch - hier zaehlt bei Hunden nicht die Groesse, sondern der "Kawaii-Grad" - also wie suess sie aussehen. Ganz oben auf der Skala steht eine grundhaessliche Rasse, die an verstrahlte Gremlins (ich mein Gizmo oder wie der liebe Obergremlin heisst) erinnert. Furchtbar.
Bei einem Neufundlaender wuerden wahrscheinlich alle vor lauter Angst, dass ihr Gizmo aufgefressen wird, einen grossen Bogen machen...

2:41 PM  

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