Sunday, May 20, 2007

Deutschbuerokraten versus Japan-Regel-Klammerer

Letzte Woche durften wir feststellen, dass die viel beschimpfte deutsche Buerokratie nicht das Ende des Fahnenstange ist.

Grund der Begegnung:
Umschreiben des deutschen Fuehrerscheins.
Wenn man in Japan eine offizielle Uebersetzung seines deutschen Fuehrerscheins anfertigen laesst, so ist diese ein Jahr lang offiziell als Fuehrerschein in Japan gueltig. Danach verfaellt sie und man muss innerhalb dieses Zeitraums einen japanischen Fuehrerschein beantragen, einen Sehtest machen und sich ablichten lassen. So zumindest als deutscher Staatsbuerger. Hat man das "Pech", z.B. in Russland geboren zu sein - so die Tiraden meiner russischen Freundin - muss man den Fuehrerschein samt saemtlicher Pruefungen nochmal in Japan absolvieren. Auch, wenn man schon 50 Jahre Fahrerfahrung hat.

Man hatte sich vorab erkundigt, was man alles an Dokumenten mitzubringen hat, und traf sich vorort mit einem Dolmetscher, der uns zur Seite gestellt wurde. Denn gemaess den Horrorgeschichten von Kollegen und Freunden, die dort schon einschlaegige Erfahrungen gesammelt hatten, herrscht auf dem dafuer zustaendigen Amt eine Beamtenwillkuer, der schlimmstenfalls nur ein Muttersprachler standhalten kann. Englisch spricht auf der Fuehrerscheinstelle vielleicht die Putzfrau - aber keiner der dort angestellten Polizisten (ja, du liest richtig: Polizisten erledigen dort die Aktenschieberei).

Voraussetzung fuer den Fuehrerschein: du musst mindestens 3 Monate am Stueck vor Einreise in Japan in Deutschland gewohnt haben und das nachweisen koennen... Eigentlich kein Problem...

Ein kleines Problem erkannten wir allerdings schon im voraus: unser Visum im Pass, der mitzubringen ist, gilt ab dem 30.6.2006... Wir waren aber schon am 26.5. als Touristen nach Japan eingereist. Da man schon vorab riechen konnte, dass regel-geile Japaner damit ein Problem haben konnten, beschaffte ich von unserem letzten Buergermeisteramt FUER RUND 60 EURO eine offizielle Bestaetigung + Uebersetzung, dass wir von 2004 - 2006 in Kusterdingen gewohnt hatten. Also Beweis genug. Da wir bis zum 30.6. dort angemeldet waren, stand das dann auch so drauf. Aber, wie schon erwaehnt: wir hatten uns erlaubt, schon am 26.5. als Touristen einzureisen...

Nachdem wir uns ca. eine halbe Stunde im Amt haeuslich eingerichtet hatten, durften wir unsere Papiere abgeben. Dabei kamen dann so Fragen wie "der wievielte Pass ist das?" (HAE?!) "Wann sind Sie das erste Mal aus Deutschland ausgereist?" (HAEEE?!)

(Bitte behaltet immer im Hinterkopf, dass wir beide ein gueltiges Visum haben PLUS einer offiziellen Bestaetigung des deutschen Buergermeisteramtes ueber unseren koerperlichen Verbleib der letzten Jahre. UND WIR WOLLEN NUR EINEN FUEHRERSCHEIN UND KEIN POLITISCHES AMT).

Diese wurden dann zur Pruefung weitergereicht.

Nach DREI weiteren Stunden Hintern platt sitzen (und sich vom Dolmetscher die Japanischhausaufgaben erklaeren lassen) wurden wir dann an den naechsten Schalter gerufen ("die Deutschen, bitte") um dort zu erfahren, dass die Bestaetigung des deutschen Buergermeisteramts nichtig ist. Ergo: platter Hintern, 1 Tag Urlaub umsonst genommen und KEIN Fuehrerschein. Zudem hatten wir beide neu ausgestellte Paesse - die waren sowieso nuescht wert.
Dass man nur einen 3-monatige Aufenthalt belegen muss und dieser Wisch aus dem deutschen Amt quasi 2 Jahre bescheinigte, war egal.

Was dann kam, fand ich sehr erheiternd: wir wurden gefragt, wie lange wir schon verheiratet sind: 1 Jahr - gilt nicht. Davon haben wir naemlich nur 1 Monat in Deutschland vebracht. Wie lange wir schon zusammen seien: 5 Jahre und davon 2 in der gemeinsamen Wohnung: gilt nicht, denn wir haben 4 Tage zu wenig auf der Bescheinigung.
Dann der KOESTLICHE Vorschlag des Beamten, BOSCH solle bescheinigen, dass Markus und ich schon X Jahre in Deutschland zusammengelebt haben. Klar... danach lecken sich all die HR-Angestellten die Finger und klar... genau das gehoert zu den Aufgaben einer Personalabteilung. Und klar... kein Problem, SO EINE Bescheinigung zu bekommen...

Letztendlich muss Markus jetzt von seiner Firma bescheinigt bekommen, dass er seit dem Jahr X fuer sie arbeitet und ich muss von einem meiner letzten Arbeitgeber eine Bescheinigung ranschaffen, die besagt, dass ich fuer den Zeitraum X UNUNTERBROSCHEN UND IN DEUTSCHLAND WOHNEND gearbeitet habe.

Irgendwann wurde selbst unser Dolmetscher (Japaner) ziemlich unjapanisch ungehalten und fing an, den Beamten zu hassen...

Ach ja.. und nachstes mal faengt alles wieder von vorne an. Wieder 4-5 Stunden Wartezeit und vielleicht nach 3 Stunden die Nachricht, dass die Schriftart der Bescheinigungen nicht schoen sei.

Was wollten wir nochmal? Die japanische Staatsbuergerschaft oder einen schnoeden Lappen zum Fahren?! (...)

8 Comments:

Blogger Julia said...

Mannomann, das ist ja wirklich die reinste Willkür - bei mir war das letztes Jahr
völlig anders, die Überprüfung der drei Monate gar kein Problem.
Dann mal viel Glück beim nächsten Mal.

9:09 PM  
Anonymous Anonymous said...

Mein Beileid ...

9:45 PM  
Anonymous Anonymous said...

Tja, wie würde der junge Amerikaner sagen? Omfg!

Auch von mir mein Beileid sowie viel viel Glück beim nächsten Mal...

1:43 AM  
Blogger Martin said...

Da bin ich ja richtig froh, dass ich meinen Führerschein letztes Jahr bekommen habe. Zum Glück war klar, dass ich in den letzten 44 Jahren noch nie Deutschland verlassen hatte und ich meinen ersten Reisepass habe.
Auch von mir viel Glück im nächsten Anlauf und nehmt Moni mit, die muss auch noch hin.

8:34 PM  
Blogger Martin said...

Da bin ich ja mal froh, dass ich den schein letztes Jahr bekommen habe. Zum Glück wusste ich schon vorher, dass ich in den letzten 44 Jahren Deutschland noch nie verlassen hatte und es deshalb mein erster Reisepass ist. Auch von mir viel Glück beim nächsten Mal und nehmt vielleicht Moni mit, die muss den Monat auch noch hin.

8:45 PM  
Anonymous Anonymous said...

Hallo
Na das dass so Komplieiziert werden kann hab ich, ja nicht erwartet. Hoffentlich habe ich da in der Zukunft nicht auch solche Probleme.

Gruss Mirco

11:45 PM  
Blogger ... said...

Wozu überhaupt ein Führerschein? ihr wohnt doch nicht am Nordhang des Fuji oder so... mich bekämen jedenfalls keine zehn Pferde dazu, in einer japanischen Großstadt mit dem Auto herumzufahren.

5:03 AM  
Anonymous Anonymous said...

Hallo...
also bei mir letzte Jahr Führerscheinamt Akashi (Hyogo-Präfektur) 20 Minuten bei radebrech Japanisch.
Ach ja die Fragen nach den Pässen kam hier auch kurz auf.
Irritiert war der Polizist einmal als ich beim Farbtest statt Au (blau), Midori (grün) sagte.
Als ich dann aufgrund seines irritierten Blickes ein englisches "greeeen" hinterherschob war alles klar.
Mir fiel gerade das wort für blau in dem Moment nicht ein... (shrug)

Weitere details siehe unten :-)
(ich habe den text mal von meinem alten in den neuen Blog transferiert muss mich noch um 2005 und 2006 kümmern)
http://www.michael-hess.net/japan-blog/2006/03/24/erlangung-eines-japanischen-fuehrerscheins

Ich wünsche dir auch viel Glück beim nächsten mal.

11:26 AM  

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