Saturday, August 26, 2006

slim (duenn) = fast (schnell) -> slim fast

Es gibt Dinge, die lernt man in Japan sehr schnell. Zum Beispiel die Tatsache, dass man in Japan nicht zur Gruppe der Schlanken gehoert. Man lernt das auch zu akzeptieren. Man lernt, dass man sich in einer neuen Umgebung erst mal einen Ueberblick ueber die Fluchtwege verschafft, schliesslich gehoert Japan nicht gerade zu den gemaessigten Zonen, wenn man es in eine Skala des Risikospotentials fuer Naturkatastrophen einordnet. Was man aber niemals tut: man lernt niemals aus. Diese Erfahrung durften wir kuerzlich wieder machen, als wir uns das erste Mal zu unserer Sprachschule begeben haben. Brav wie wir sind, haben wir uns erst mal orientiert und waren erleichtert, im Gang eine Uebersichtstafel auf Englisch zu finden, die einen Ueberblick ueber die Fluchtwege gab. Als ich mir den Plan ansah, stand mir ploetzlich ein grosses Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, als ich folgendes las:

"Emergency Ladder, slim students only" !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
(Notfallleiter, nur fuer duenne Studenten)


Slim students only.

Slim!!!!!
Slim = Duenn!!!!

Wir hatten doch gelernt, dass wir hier nicht zu den duennen gehoeren. Nix duenn = nix Notfallleiter.
Unser Klassenzimmer, die Nr. 1509 ist aber im 5 Stock.

Was ist nun duenn. Sind wir fett??? Passen wir da durch??? In meinem Kopf spielen sich die verruecktesten Szenarien ab:

a) Es brennt, wir Gaijins stuerzen uns in die Leiter runter und bleiben mit unserem fetten Hintern stecken. Ueber uns eine Schlange duenner Japaner, die ebenfalls nicht fluechten koennen, weil ein Gaijin-Gesaess die Leiter blockiert. Ich werde zwar von der Feuerwehr gerettet, zeichne mich aber fuer den Tod von 20 duennen Japanern verantwortlich, weil meine Weight Watcher Diaet fuer japanische Leitern nicht ausreichte.

b) Ich lasse es nicht auf Zufaelle ankommen, sondern sichere mich ab, indem ich in der Pause einen Versuch starte. Ein geschulter Blick die Leiter hinab sagt mir: Das passt schon. Ich steige hinab und bleibe bei Meter 1,5 stecken. Nichts geht mehr vor, nichts mehr zurueck. Schliesslich ist es die japanische Feuerwehr, die mich vor den Augen von 250 Schuelern und Lehrern mit einer Flex befreit.

c) Es brennt, wir Dicken halten uns an den genialen Fluchplan und vermeiden die Notfallleiter. Wir Dicken beugen uns dem Schicksal, das uns gebuehrt. Wir gehen die "Dicken-Treppe" runter und landen im vierten Stock. Was nun? Keine Ahnung, steht nicht im Plan - selbst schuld, denn schliesslich waren es ja wir selbst, denen das Essen so gut geschmeckt hat. Da muss man manchen Nachteil eben in Kauf nehmen. Man kann ja auch nicht verlangen, dass man eine Fluchtreppe etwas groesser baut als fuer Personen mit Damengroesse 36

Was geht in den Koepfen der Menschen eigentlich vor, die solche Schilder entwerfen??
Was dachte sich wohl der hungerleidende Konstrukteur der Notleiter??
Was dachte sich der Beamte im Bauamt, der den Plan genehmigt hatte?

Das wird mir wohl fuer immer verschlossen bleiben. Es ist halt so, dass Dicke nicht fluechten duerfen.

Auf jeden Fall weiss ich nun, woher Herr Westernhagen seine Inspiration nahm, als er seinen bekannten Song "Dicke" schrieb:
"Ich bin froh dass ich kein Dicker bin
denn dick sein ist 'ne Quälerei ich bin froh dass ich so 'n dürrer Hering bin, denn dünn bedeutet frei zu sein.
Mit Dicken macht man gerne Späße Dicke haben Atemnot
für Dicke gibt's nichts anzuziehn Dicke sind zu dick zum fliehn.
Dicke haben schrecklich dicke Beine Dicke haben 'n Doppelkinn
Dicke schwitzen wie die Schweine stopfen fressen in sich rinn ".

Herr Westernhagen war wohl auch in der japanischen Sprachschule...Sayonara.

MR

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

Falls es euch ein Trost ist, mich müsste man ebenfalls mit der Flex befreien.

Ich frag mich nur was passiert wenn sich jemand "irrtümlich" für "slim" hält... "Illusionist(in) tötet 20 Nachwuchsmodels" (Bild läst Grüßen)

6:57 AM  

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