Friday, September 29, 2006

Kommt mir irgendwie bekannt vor...


Do Not Laugh - video powered by Metacafe

Dieser Film vereint einfach alles: eine ziemlich realistische Darstellung davon, wie der Durchschnittsjapaner Englisch spricht, ein gutes Beispiel dafür wie sehr die TV-Macher in Japan ein mentales Problem haben und leider auch ungefähr ein Eindruck davon wie es sich bei mir und Markus momentan wohl noch anhört, wenn WIR im Unterricht sitzen und äusserst sinnvolle japanische Sätze bilden...

Das Video stammt aus einer Fernsehshow. Hintergrund: ein Japaner wurde während seines Englischunterrichts gefilmt. In gezeigtem Raum sitzen ein paar Jungs, die beim Zuschauen nicht lachen dürfen da sie sonst bestraft werden...

Sag mir nochmal einer, ich hätte einen kranken Humor! PAH!

UF

Tuesday, September 26, 2006

So kann man sich irren...

Hatte ich vor kurzem in der Küche stehend noch die Illusion, tagelang flexende Schreiner zu hören (siehe Post über Zikaden), stand ich heute wieder mal ziemlich verwirrt vor meinem heimischen Kühlschrank... Denn plötzlich hörte ich den Muezzin rufen - und musste dann doch ein, zwei Sekunden darüber nachdenken ob ich grad in Yokohama die Milch aus dem Kühlschrank angle, oder in Istanbul den Aijran.

Hat sie nun völlig einen an der Klatsche?
Ja... sicher ! (wer hat das nicht nach 3 Monaten Japan)... aber:

Heute Morgen fuhr doch tatsächlich ein kleiner, mit Lautsprechern bestückter Lastwagen (Isuzu - was sonst) durch Azamino dessen Fahrer lautstark singend Wäschestangen (jede gute Hausfrau (shufu) hat hier eine Aluminiumstange auf dem Balkon auf der sie ihren Hausstand auslüftet) anpries. Mit dem Kopp im Kühlschrank klang das original nach muslimischen Gebet...

Hier der lehrreiche Teil des Posts: regelmässig fahren durch die Wohngebiete hier kleine Laster mit Botschaften, die lautstark über Lautsprecher kund getan werden. Ich habe gehört, dass einige Elektromüll sammeln... was die anderen tun: keine Ahnung.
Das letzte mal, dass ich so was Ähnliches gesehen habe, war anno 1975 oder so... Das wars allerdings der fahrende Bäcker oder die dicke Frau mit frischen Eiern und Grombiiiraaa (für die Nichtschwaben: Kartoffeln).

UF

Saturday, September 23, 2006

Ähem...

Eine der wichtigsten Errungenschaften Japans im Laufe der letzten Jahre war mit Sicherheit die Erfindung der Fotoboxen, die man überall in den Spielhöllen findet. Bisher betrug das Durchschnittsalter der Nutzer dieser Fotoeinrichtungen wahrscheinlich 14 oder 15, seitdem wir hier wohnen halt 30...

Was andere darin so treiben: http://canp.net/exhibit/ex_view.php?catId=2

Sinn und Zweck? Keiner.
Angebot? Schwachsinnige Hochglanzfotos in X Formaten, die man entweder als Foto oder als Aufkleber für sein Handy ausdrucken und davor bearbeiten kann.
Kosten? 400 Yen.

Ergebnis?

Hier:














Noch Fragen?!

UF

Friday, September 22, 2006

Kultur...

Nachdem wir bisher eher die Spezialisten für "wo gibts am meisten Zubehör für den I-Pod" oder "wo ist der beste Thailänder in Tokio" waren, haben wir letztes Wochenende unser kulturelles Soll erst mal bis auf Weiteres erfüllt und uns Kamakura zugewandt, einer Hafenstadt südlich von Tokio die - so scheint es zumindest - mehr Tempel als öffentliche Toiletten hat.

Das Angebot wurde gleich zu Anfang auf einen Tempel (Hase-Dera) und den obligatorischen Riesen-Buddha (Daibutsu) eingeschränkt und in Angriff genommen. Letzendlich kann man dort einen ganzen Tag verbringen, aber man
muss es ja nicht gleich übertreiben... Zudem fing es - pünktlich zur Ankunft - gleich mit Regen an...

Auf der Hinfahrt mit dem Bummelzug entlang am Meer (leider haben wirs versäumt, Fotos zu machen) wurden wir amüsanterweise Zeuge des japanischen Surfens... Wir rätseln noch heute, ob die Jungs einfach stundenlang auf eine Welle warten oder ob es mal wieder eine japanische Eigenart ist, stundenlang einfach nur auf einem Surfbrett zu sitzen und ins Meer zu glotzen. Auf alle Fälle sahs zum Schreien lustig aus wie dutzende Surfer ca. 20 m vom Ufer entfernt auf den Brettern sassen... und mal so gar nichts weiter passierte...

Nach einem kurzen Besuch in einem japanischen Cafe mit Weihnachtsmann-Deko im Regal gings dann erst mal zum Buddha der ohne Frage lohnenswert ist da einfach gigantisch in Sachen Ausmaße und schön anzuschauen.

Danach kam der Lotus-Schrein mit seinen tausenden Jizo-Schutzheiligen der ungeborenen Kinder dran. Wie die Japaner mit dem Thema Abtreibung umgehen, kann von einem Europäer - was immer er auch für eine Einstellung bezüglich Interruptio hat - nicht wirklich nachvollzogen werden. Man lasse die Bilder auf sich wirken...

Verhütung in Japan übrigens ein Thema für sich...
So wie ich die Informationen
verstanden habe, kursiert hier a) noch das Gerücht, dass die Pille unheilbar krank macht und b), dass die Frauen, die sich das Präparat verschreiben lassen als sukimono 好き者(sexbesessen) verschrien werden - Verhütung Nr. 1 also der Grund für die Steinfiguren. Geschätzt wird, dass von 20 - 30.Mio sexuell aktiven Frauen in Japan nur 200-300.000 die Pille als Mittel zur Verhütung nehmen. Bis 1999 war die Pille schlicht und einfach verboten "weil die Pille keinen ausreichenden Schutz gegen AIDS und Geschlechtskrankheiten darstelle". (Japan war damals das einzige Land außer Nordkorea und dem Vatikan (!)). Ihre Zulassung verdankt die Pille letztendlich einem viel jüngeren Produkt: Viagra. Nachdem das Potenzmittel bereits 6 Monate nach der Antragstellung zugelassen wurde - während die Pille einem jahrzehntelangen Bewilligungskampf entgegenstand - konnte man die Begründungen nicht mehr aufrecht erhalten.

UF

Thursday, September 21, 2006

Japanisch

Wie sicherlich Einige schon mitbekommen haben, ist Japanisch nicht unbedingt die Sprache, die man mal kurz nebenher erlernt. Vergleiche ich es aus heutiger Sicht mit Englisch oder Schwedisch, kann ich im Nachhinein nur mitleidig lächeln, wenn ich daran denke, dass ich das irgendwann mal als kompliziert empfand. Wenn man die Kanjis mal Kanjis sein lässt, ist Japanisch - rein grammatikalisch gesehen - eigentlich eine gut strukturierte Sprache, die im Gegensatz zum Deutschen nicht an jeder Ecke mit irgendwelchen Ausnahmen daher kommt.



Foto von Marco Iseli
http://shutter-speed.ch






Wären da nicht die Vokabeln... Die haben mit der romanischen Sprache, von der man so schön ableiten kann, logischerweise ja mal so gar nichts zu tun... Man muss sie sich also irgendwie merken...
Dazu gibts ja Eselsbrücken...
Wahrscheinlich drehen sich sämtliche japanische Sprachgelehrte im Grab um bzw. allen noch lebenden der Magen, wenn sie das was sich in meinem (und auch Magus') Hirn so abspielt, mitbekommen würden...


Beispiel:

niwa = Garten = kriegt nie Wasser
kasa = Schirm = italienisch casa = Haus = Dach überm Kopp
minasan = sie alle, meine Damen und Herren = mina (schwedisch = meine) san (san = Herr/Frau)
kenkyuusha = Ken (der Mann von Barbie) + Rest kann ich mir komischerweise so merken

Dann gibts natürlich auch noch die Worte die aus einer Fremdsprache entlehnt sind und in Katakana geschrieben werden, bei denen muss man eigentlich einfach nur das englische Wort falsch aussprechen (so wie der Chinese in Kucky Luke... kennt ihr den noch??) dann hauts meistens genau hin...

Beispiel:

toaru = towel
biru = beer
juusu = juice
koohii = coffee

Was mich persönlich ziemlich amüsiert, ist die Tatsache, dass man - nicht wie anno 5. Klasse die ersten Sätze einer Fremdsprache wie folgt lauten: "Mein Hund heisst Toby, meine Katze Tibby". Nee... einer der ersten Sätze ist "taihen desu ne" = "Anstrengend, nicht wahr?!" und "kashiki marimashita" = "Jawoll, ich habe verstanden." (Ich war zwar nie bei der Bundeswehr, aber irgendwie ....)

Da wir bis dato immer noch keinen leibeigenen Japaner haben, der mit uns spricht, ist bisher die Sushi-Bar die einzige Möglichkeit, unsere neuen Vokabeln auszuprobieren ;)

Und das Ende der Geschicht: wie schon mehrfach von fliessend-Japanisch-Sprechenden vernommen... Sprichst Du einen Japaner als Gaijin auf Japanisch an, antwortet er auch weiterhin panisch "no inglisch" da sein Hirn einfach so programmiert ist, dass die Rundaugen linguistisch gesehen nur Probleme bereiten können... Na toll!

UF

Wednesday, September 20, 2006

Panem et circenses

Als neuer Bewohner Japans denkt man ja, die dort schon länger ansässigen Deutschen hätten alle einen an der Klatsche, wenn Sie mit leuchtenden Augen von deutschen Metzgern in Tokio (Rosenheim und Schmankerlstube... ich habe mich quasi benässt als ich das erste Mal fassungslos vor den Schildern stand) oder Sammelbestellungen beim Bäcker Tanne (!) in Yokohama erzählen... Aber.. hey... als wir heute unser erstes dunkles Brot wie eine Trophäe, nein noch besser: Beute, nach Hause geschleift haben und wie die Berserker darüber hergefallen sind (Halbwertzeit 3 Minuten) konnte man das dann doch ein wenig nachfühlen.

Ich sabbere jetzt noch aus dem rechten Mundwinkel, wenn ich dran denke...

UF

Thursday, September 14, 2006

citibank

Jedem Gaijin der seinen Fuss für längere Zeit auf japanischen Boden setzt, wird in Sachen Finanzmanagement die citibank angepriesen da der Geldtransfer nach Deutschland pro (!) Überweisung umgerechnet NUR schlappe 27 EUR kostet und man dort gut Englisch spricht (... mir kullern die Tränen die Backe herunter während ich diesen Satz schreibe... gut Englisch... ich denke gerade an den Banker, der mit uns das Konto dort eröffnet hat... aber lassen wir das...).

Als ich kürzlich das Online-Banking in Anspruch nehmen wollte, fiel mir auf, dass man, will man Geld überweisen, zusätzlich noch einen Antrag stellen muss da diese Funktion ohne Vorwarnung sonst einfach nicht aktiv ist. Gut. Fahren wir halt wieder mal nach Tokio (die Dichte der citi-Banken entspricht ungefähr leider die der Botschaften fremder Länder in Japan (pro Land eben eine) - gut etwas untertrieben, aber kommt der Sache schon recht nahe... Zudem haben die japanischen Geschaefte zwar Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr, die Banken machen aber schon um 15 00 zu. Soll heissen: keine einfache Unternehmung, wenn der Kontoinhaber arbeitender Natur ist und somit nicht bis 15 00 enorm viel Zeit für Bankgeschäfte hat.

Gut. Heute citibank. Wir kündigen an der Grob-Vorsortierung (erster Schalter) an was wir möchten und werden zu Schalter 2 (Mittelfein-Sortierung) begleitet wo man uns sehr höflich einen Sitzplatz zuweist, uns mit den gesonderten Anträgen, nämlich einen für Inlandüberweisung und einen (separaten) für Überweisungen ins Ausland beglückt.
Ich überfliege die Anträge während Markus herauszufinden versucht, warum wir nach 2,5 Monaten immer noch nicht die beantragte Kreditkarte geschickt bekommen haben (was - so bekommen wir heraus - wiederum daran liegt, dass wir nicht zum zweiten Mal eine Kopie unseres Ausweises vorgelegt haben da das wieder von einer anderen Institution geregelt wird).

Dann versuche ich, vor Ort "mal schnell" (kein Problem, hab ja alle IBANs, BICs und SWIFTs immer im Kopp) den Antrag auszufüllen und lese, dass für JEDEN EINZELNEN EMPFÄNGER EINER ÜBERWEISUNG EIN SEPARATER ANTRAG FÜR ÜBERWEISUNGEN AUSGEFÜLLT WERDEN MUSS DER DANN JEWEILS EINE WOCHE DAUERT BIS ER BEARBEITET IST. Wir entscheiden uns spontan, nie in diesem Leben eine Inlandsüberweisung zu tätigen und ich lasse mir noch kurz erklären, wie ich die Anträge für Auslandsüberweisungen auszufüllen habe denn ich habe mich entschieden, dass ich diese Diplomarbeit zu Hause erledigen werde wo ich ungestört und in aller Ruhe laut, in allen Nuancen und vor allem ungeniert fluchen kann.

Nebenbei sei zum Thema deutsche Kreditkarte in Japan (man erinnere sich: Kreditkarten wurden ursprünglich eben genau für Auslandsaufenthalte ins Leben gerufen WEIL ES SO PRAKTISCH IST) noch erwähnt, dass es mittlerweile sehr oft einen Sicherheitscheck gibt der so aussieht, dass Du deine Ware bezahlen willst, der Kassierer plötzlich sagt "purobelemo kado" (Problem mit der Kreditkarte) und Du dann ewig warten darfst bis mit Deutschland telefoniert wurde um zu verifizieren, dass Du Deine Kreditkarte nutzen darfst - sie echt ist - Du echt bist und alle Regeln der Kreditkarten-Untersuch-Sonder-Kommission befolgt wurden. Im Internet habe ich mehrere Berichte anderer Deutscher zu diesem Thema gefunden - wahrcheinlich sind sie alle an schlohweissem Haar und tiefsten Gramesfalten zu erkennen...

Ein Hoch auf die japanische Dienstleistungsgesellschaft - aber die citibank kriegt die goldene Himbeere!

UF

Tuesday, September 12, 2006

sicher ist sicher

Ich bin ja so froh in Japan zu sein, in einem der sichersten Laender der Welt. Man fuehlt sich geborgen, behuetet, bewacht - eben sicher. Aber Sicherheit kommt nicht von ungefaehr. Nein, Sicherheit laesst sich naemlich nicht einfach im Gesetzbuch festschreiben. Vielmehr ist Sicherheit ein Gut in das man regelmaessig investieren muss. Und in Sachen Sicherheit sind die Japaner sehr grosszuegige Investoren. Nichts wird hier dem Zufall ueberlassen. Kein Risiko wird eingegangen, wenn es um das Wohlbefinden der Bevoelkerung geht. Keine Kosten werden gescheut, um Unfaellen vorzubeugen und so verwundert es nicht, dass man hier fuer Grossstadtverhaeltnisse relativ selten ein Martinshorn zu hoeren bekommt. Wie gesagt, das liegt weder an den Sushi, noch am Klima. Nicht an der exponierten Lage des 140. Breitengrades und auch nicht an der Sojasosse. Das liegt ganz alleine daran, dass die Japaner eben auf die Leute aufpassen. Ich darf mich gluecklich schaetzen erst kuerzlich Augenzeuge eines Vorfalles geworden zu sein, dessen potentielles Gefaehrdungspotential beinahe erschreckend war. Es ist aber nichts passiert, weil zwei gut ausgebildete Sicherheitsbeamte blitzschnell reagiert und beherzt eingegriffen haben.
Es war ganz in der Naehe unseres Hauses in Azamino (fuer Google-Earth Nutzer: Haus Uli+Markus 35Grad33Minuten56.59 sekunden Nord 139Grad33Minuten17.93 Ost). Der genaue Ort des Geschehens (35Grad34Minuten6.39 sekunden Nord 139Grad33Minuten14.69 Ost) war die U-Bahnstation unseres Bezirks, die gerade renoviert wurde. Ein neuer Bodenbelag sollte dem Bahnhof ein einladenderes Aussehen verpassen. Wie in Japan ueblich, ist das Fussgaengerverkehrsaufkommen an Bahnhoefen auch tagsueber erheblich. Durch die Baustelle wurde der Verkehrsfluss nicht gerade verbessert. Das Gefaehrdungspotential war also erschreckend hoch. Man stelle sich vor: Baustellenarbeiten am Bodenbelag hinter einem blickdichten Bauzaun. Der Arbeitsbereich mit einem Stahlgitter abgesperrt und nebendran laufen Fussgaenger!!! Welch Risiko!!! Was da alles passieren kann!!! Aber wir waeren nicht in Japan, haette man nicht direkt eine Loesung parat (siehe Skizze): Man stellte einfach zwei Beamte ab, die das Ganze absichern.

Als Uli und ich so locker vorbeischlendern und an Checkpoint Charlie 1 vorbei sind, biegt oben ploetzlich - bei Checkpoint Charlie 2 - eine Fussgaengerin vom Trottoir in die Passage ein. Just im selben Augenblick moechte doch so ein umumsichtiger, ruecksichtsloser Bauarbeiter mit seiner vollen Schubkarre Richtung Buergersteig laufen. Ein lautes "S T O P" begleitet von einer unmissverstaendlichen Geste des Sicherheitsbeamten verhinderte Schlimmeres (die beiden waren ja nur noch 25 Meter voneinander entfernt). Der Bauarbeiter reagierte sofort. Er erstarrte in seiner Position, liess die Schubkarre aus seinen Haenden gleiten und fuehlte sich wahrscheinlich schrecklich schuldig. Die Fussgaengerin schlenderte gemuetlich Ihren Weg entlang und konnte gefahrlos passieren.
Ich war sehr dankbar, dass die beiden Herren so gut aufgepasst hatten. Ungerne haette ich erste Hilfe geleistet. Ungerne waere ich Augenzeuge einer der groessten Katastrophen der japanischen Geschichte geworden. Ich moechte mir nicht ausmalen was haette passieren koennen. 2 Fussgaenger auf einem 2 Meter breiten Weg. Beide steuern mit einem Affenzahn (ca. 1.4 m/s) aufeinander zu, es sind nur noch 25 meter und die Reaktionszeit ist sehr kurz (nur 9 sekunden). Es waere sicherlich schrecklich gewesen.

Und deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich in Japan war und nicht in Stuttgart. In dem Land, in dem Sicherheit noch in der Wertetabelle ganz oben steht. Ich bin froh, dass es die zwei Beamten gab und ich bin froh, dass mich mein Chef in ein Land geschickt hat, in dem ein 1 Quadratmeterloch von 3 Beamten bewacht wird (auch das habe ich schon erlebt - an jeder Lochseite einer, der vierte hatte wahrscheinlich gerade Pause). Danke Japan - Danke Gert!!!

MR

Sunday, September 10, 2006

Barbie's Welt...

Letzte Woche wurde ich von einer Bekannten in die Abgründe der japanischen Konsumgesellschaft eingeführt: wir haben zusammen das "Venus Fort" (ja, man liest richtig und sollte sich unbedingt die Webseite zu Gemüte führen) aufgesucht. Das muss man echt gesehen haben! Ein zum Teil rosa verkleideter, dreistöckiger Shopping-Tempel mit künstlichem Sonnenauf- und -untergang, einem Trevi-Brunnen-Abklatsch, der regelmässig von einer Art Robin Hood poliert wird und einem Shop am anderen. Vergesst das Breuningerland! Pfff!

Zur Vergrößerung auf das Bild klicken...

Ich bin dort fündig geworden und habe mir Japan-konforme Schuhe für den Herbst zugelegt - anscheinend hat der nämlich am 1. September angefangen: alle Frauen tragen - 30°C hin oder her - plötzlich kniehohe Lederstiefel mit Kniestrümpfen.


Chucky, die Mörderpuppe, war übrigens auch da... Zumindest sah sie so aus und es wurde mächtig die Werbetrommel gerührt - in Japan heisst sie halt Darling Diva und wäre ich ein Kind und würde neben ihr aufwachen, müsste man mir gleich mal eine Herzmassage verpassen...


Hinterher wurde ich von meiner Mitshopper- und -esserin noch zum nahegelegenen Strand geführt und durfte nach einem ersten optischen Schreck (die Freiheitsstatue!!!?) einen grandiosen Ausblick auf die Tokyoter Skyline geniessen...
Der Tag hatte sich wirklich gelohnt!!

UF

Kino...

... ähnlich wie Zoo... nichts worüber man sich in Japan wundern müsste... daher frage ich mich gerade warum ich drüber schreibe ;)
Mein Sessel hat mich während dem Film nicht massiert, die Dame an der Kasse war kein Roboter und auch sonst hätte man meinen können, man sitzt im Kino in Deutschland und eine Horde japanischer Touristen wäre just in dem Moment dort eingefallen... Nur der Preis liegt auf einem Level, der - würde man nochmal eine neue Währung in Deutschland einführen, die den gleichen Effekt wie der Euro hätte... also nimm alle Preise mal zwei - einen nicht jeden Tag in Kino rennen lässt: 1800 Yen. Aber das derzeitige Filmangebot hält einen von solchen Taten ohnehin ab...

Sie können zwar alle kein Englisch, aber wie in allen europäischen Ländern AUSSER Deutschland - wo ich zu gerne auf die Synchronisationen verzichten würde - wird der Film im Original gezeigt und mit japanischen Untertiteln bespickt.

Ebenfalls sehr angenehm: die Japaner üben auch im Kino Zurückhaltung, soll heissen, hinter Dir sitzt nicht der übliche Vollidiot, der mit lauter Stimme alle an seinen verbalen Ergüssen teilhaben lässt und ständig viel zu laut an der falschen Stelle lacht. Auch hatte ich seit Jahren das erste mal keine fremden Knie im Genick. UND: es geht nicht sofort das Licht an sobald der Film sein Ende gefunden hat, nein, man kann - für mich enorm wichtig - den gesamten Abspann sitzend und ohne Drängelei von links und rechts (das leben sie ja schon in der U-Bahn aus) anschauen.

Was den üblichen Knoblauchstinker angeht, der einem im Kino oft das Leben zur Hölle machen kann - ich und Ursula kamen gerade vom Koreaner... Den Part haben wir also selbst übernommen :-)

UF

Thursday, September 07, 2006

Zoo

Irgendwie scheint man in Japan plötzlich Dinge zu tun, an die man in Deutschland jahrelang nicht mehr gedacht hat: man setzt Bademützen auf, lernt wieder von Grund auf das Schreiben und geht in den Zoo. So vorgestern geschehen und genossen.

Ein Zoo ist auch in Japan ein Zoo. Die Tiere sind tatsächlich echt (man riecht es), man muss sich auf keine besonderen Regeln gefasst machen und kann sich ohne Sprachbarriere durch die Anlage bewegen.

Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen, die ich kurz erwähnen möchte:

Im Streichelzoo gab es massig Handwaschanlagen (was machen eigentlich bei uns die Kinder, wenn Sie gerade eine kackende Ziege gestreichelt haben und hinterher ein Eis von Mami in eben jene Hand kriegen?)... Endlich mal eine nützliche Einrichtung (im Gegensatz zu den allgegenwärtigen Regenschirm- In- Plastik- Einpack- Maschinen)...


Was mir auch sofort ins Auge fiel: die doch sehr detaillierte Darstellung des Innenlebens eines geschlechtslosen Elefanten gleich neben dem Gehege. Das Verhältnis Darm:Gehirn hat mich besonders beeindruckt (..da ich mittlerweile ein Protokoll davon habe wer hier alles auf die Seite zugreift, sehe ich tapfer von Vergleichen mit noch lebenden Personen ab... ;) Apropos... wer von der Firma S. ist gerade in der Bronx (!) in New York???!!).


Ansonsten hab ich vorgestern gelernt, dass man mit 36 immer noch einen besseren Hintern als ein Pavian hat und dass es Pandabären auch in rot gibt.

Als langsam das Ende der Öffnungszeit (und der Beginn der Stechmückenzeit) nahte, wurde die für Japan typische musikalische Untermalung eingeschaltet (in Deutschland wird man von zickigen Verkäuferinnen schon eine halbe Stunde vor Ladenschluss aus dem Geschäft weggegiftet, in Japan macht man das ganz subtil mit Musik - jedes Geschäft hat seinen eigenen unaufdringlichen Kunden-geht-mal-langsam-nach-Hause-Song).

UF

Wednesday, September 06, 2006

Japanische Frauen & Mammon

Dank Ursula - der tokioweit besten Mitesserin - weiss ich ab heute wie zukünftig das Finanzmanagement im Hause Rösch/Fischer auszusehen hat. Danke für die Inspiration!! ;)

Man lese und staune:
Die geheimen Kassen japanischer Frauen


( http://www.nzz.ch/2006/09/01/wi/articleEFL3A.html )

Darnieder gekommen...

... ist übrigens das japanische Kaiserhaus:

Princess Kiko delivers a boy

(http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20060907a1.html)

Na da scheint die Gutste wohl ne Menge Calcium zu sich genommen zu haben

(http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20060902f2.html)...

Tuesday, September 05, 2006

猫 (Katzen) - Terror

Vor ungefähr drei Wochen hatten wir Besuch der uns beim Blick aus der Terassentür erstaunt fragte "Habt ihr Katzen??". Ich - Katzenhasser - habe die Frage erst gar nicht wahrgenommen da sie mir derart abwegig erschien, aber ja: wir hatten plötzlich Katzen - eine Mutterkatze und vier relativ frisch geschlüpfte, die zusammen unter der Balkontreppe Asyl gefunden hatten. Markus - Katzenliebhaber - hat sie dann 2 bis 3 Tage liebevoll verköstigt bis sie plötzlich verschwunden waren.

Tja... bis sie dann vorgestern - natürlich just in dem Moment, wenn ich hier tagelang allein wohne, ihr neues Lager direkt vor unserer Haustür aufgeschlagen haben (aber nur sobald es dunkel ist). Das bedeutet: sobald ich das Haus verlassen will und es bereits dunkel ist (was ein Kinderspiel ist da es ja bereits abends um 18 30 dunkel wird) rennen plötzlich 4 kleine Schatten weg und vor mir steht eine fauchende Mutterkatzenbestie und gibt alles.

Zumindest ist es eine europäisch anmutende Bestie inkl. Schwanz - in Japan sehen nämlich selbst die Katzen anders aus: die japanische Durchschnittskatze nennt sich Mi-Ke-Katze, japanische Stummelschwanzkatze, und hat statt einem ordentlichen Schwanz einen 2-3 cm langen Stummel (von Geburt an).

Mein Verhältnis zu Katzen hat sich die letzten Tage nicht unbedingt verbessert... Bald wird sich entscheiden ob ich ein neues Schienbein benötige da in dem alten eine fauchende Katze drin hängt oder ich für den Winter eine prima neue Rheumadecke nach altem Hausrezept haben werde :-)

Monday, September 04, 2006

Danke, Brosch-san!

Mein Ex-Mittagspausen-und-Sidler-Genosse Herr Diplomingenieur Brosch hat mich heute mit einer Mail beglückt die ich auch dem Rest der Welt mit fragwürdigem Humor nicht vorenthalten will.

Keine Ahnung obs der Realität entspricht - es ist auf alle Fälle amüsant.
Und wenns wahr ist, wurde somit den Amis in Sachen selbstgebrauter Allgemeinbildung der Rang abgelaufen. Ich erinnere mich noch zu gut an die Frage, die mir 1983 in den USA gestellt wurde... nämlich: "Habt ihr schon Fernsehen?"

Original-Zitate aus dem japanischen Fernsehen während der WM 2006:


Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator während der WM): Auch ein paar Schwarze spielen für Deutschland. Auch Deutschland hatte ja viele Kolonien in Afrika.

Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator, beim Spiel
Deutschland-Italien bei der WM 06): Der Mann, an den sich Angela Merkel da kuschelt, ist der italienische Präsident - Romano Berlusconi. Schon im Zweiten Weltkrieg arbeiteten Deutschland und Italien zusammen.

Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator während der WM): Hier in Dortmund sieht man noch deutlich, dass hier früher das kommunistische Ostdeutschland war. (Daraufhin der Ko-Kommentator:) Ist das wirklich schon Ostdeutschland?
(Inoue:) Ja, der Fluss Rhein war früher die Grenze. Wer da rüber wollte, wurde erschossen. Es gab nur eine Brücke, bei Remagen, die ist jetzt wieder aufgebaut.

Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator während der WM): Diesen deutschen Spieler kann kein Mensch aussprechen, ich muss mal auf meine Liste schauen: Shi-wai-nu-shi-tai-gari. (Schweinsteiger) Nennen wir ihn einfach "Das Lachsgesicht mit der Bürste auf dem Kopf".

Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator während der WM): Viele Frauen haben uns angerufen und gefragt, wer denn dieser supergut aussehende Mann auf der deutschen Bank ist. Das ist Biru, einer der drei Trainer der deutschen Mannschaft (gemeint war Oliver Bierhoff).

Kiyoshi Inoue (japanischer Fußball-Kommentator während der WM): Auch er (gemeint war Klinsmann) wurde kritisiert, weil er nicht in Deutschland Steuern zahlt. Das machen viele deutsche Sportler, wie auch der Tennisspieler Beku (gemeint war wohl Boris Becker) und der Rennfahrer Schumi, denn nach der Wiedervereinigung wandern alle Leistungsträger aus Deutschland aus. Die Regierung kassiert alles Geld, um es den armen Ostdeutschen zu geben, die sich noch nicht an Arbeit gewöhnt haben.

Friday, September 01, 2006

Erlebnis: Schwimmhalle

Letzte Woche hatte ich das Thema "körperliche Ertüchtigung" in Angriff genommen und habe den "International Swimming Pool" in Yokohama aufgesucht, einen riesen Komplex mit 25-m-Bahnen, 50-m-Bahnen, Whirl-Pools und Dampfbad.

Gezahlt wird am sprechenden Automaten, der zumindest bei mir keine Scheine annehmen wollte und fast die ganze Lobby zusammengeschrien hat. Dann gehts wie bei der U-Bahn durch eine Schranke zum Umkleideraum wo man - selbstverständlich - die Schuhe ausziehen muss bevor man den Bereich tatsächlich betritt, diese in eine eigens dafür vorgesehene Plastiktüte wickelt und sich wie alle anderen auch einen pinkfarbenen Plastikkorb greift der aussieht wie ein Einkaufskorb eines Kinderkaufladens. Später begreife ich beim Abgucken, dass er für die Schwimmutensilien innerhalb des Schwimmbads vorgesehen ist (und nicht für das Cosplay von Barbie).

Umziehen und Duschen funktioniert wie bei den Germanen, nur das man auf dem Weg nach oben durch eine Art Autowaschanlage läuft (Gang gepflastert mit Duschköpfen inkl. Bewegungsmelder) und keine Seife benutzen darf da sonst Unfallgefahr besteht (huahua). Dann tue ich das was ich seit ungefähr 25 Jahren nicht mehr gemacht habe: ich setze mir eine Bademütze auf... Und watschle gen Schwimmbahnen um von den verhungerten Japanern angeglotzt zu werden wie ein Marsmensch... Tja... so sieht ein gut genährter Europäer halt aus :)

Dann der Einstieg ins Wasser... uuuuuuuuuuund... alle Japaner die bisher in dieser Bahn schwammen, verlassen sie innerhalb kürzester Zeit. Laut meiner Nachbarin ein völlig normales Verhalten... Na gut... Kenn ich ja von Azamino - da wechseln manche Haufrauen die Strassenseite, wenn ich entgegen komme... Hab ich halt eine Bahn für mich und die Japaner teilen sich eine zu acht... Allerdings denkt man unter solchen Umständen absolut nicht mehr daran, den Whirlpool zu nutzen denn wenn dann auch alle gehen, wenn man da reinsteigt, könnte das an einem schlechten Tag irgendwann aufs Gemüt schlagen ;)

Falls man zwischendrin die "Toire" (Toilet) aufsuchen muss, gibts extra Plastik-Toire-Latschen und auf dem Rückweg eine Genital-Autowaschanlage, sprich, beim Verlassen der Toilette wird automatisch auf Hüfthöhe seitlich die Dusche angeschmissen (was rein rechnerisch beim Durchschnittsjapaner Halshöhe sein dürfte... was ich wiederum zum Nachdenken über den Sinn der Waschanlage anregt... aber egal...).

Sehr lecker übrigens die Tatsache, dass viele der Japaner in der Schwimmhalle am Beckenrand den Einlass benutzen um den Rotz der letzten Jahre aus den Untiefen ihres Körpers zu holen und ihn dort über Mund und Nase in der Spalte abzuladen. Übrigens genau DIE Spalte wo ich mich zu Anfang festgehalten hatte... Schon lustig, wenn man bedenkt, dass es in Japan als extrem unappetitlich angesehen wird, in Gegenwart anderer Leute in ein Tempotaschentuch zu schnäuzen - das ist öffentlich ins Schwimmbecken rotzen schon weitaus appetitanregender.... wa?!

Eine Anekdote von der ich gehört habe, muss ich noch loswerden: in anderen Schwimmbädern Japans ist es üblich, dass der Bademeister in regelmässigen Abständen die Schwimmer rauspfeift damit sie - um Überanstrengung vorzubeugen (HOHO! :-) - das Wasser verlassen und eine mehrminütige Pause einlegen. Laut Berichten kann das alle 30 - 60 Minuten passieren. Ein Kollege von Markus was das erste mal beim Schwimmen und schon recht spät dran. Er war kaum 5 Minuten im Wasser als der Pfiff ertönte und alle das Wasser verliessen - er, der von dieser Eigenheit nichts wusste, ärgerte sich abartig da er dachte, dass das Schwimmbad schon schliesst, rannte wieder in die Umkleidekabine, zog sich an ... UND... sah beim Verlassen der Schwimmhalle, dass wieder alle im Wasser waren und schwammen :-))...

UF
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