....ich stehe ja kurz vor der Verleihung des Nobelpreises in der Medizin...zwar bin ich Ingenieur von Beruf, aber die interkulturelle Erfahrung, die ich hier in Japan sammeln darf, hat mein Fachwissen enorm erweitert. Ich bin jetzt auch Biologie und Mediziner und scheue mich auch nicht vor unbekannten Fachthemen, die es noch zu erforschen gilt. Genauer gesagt forsche ich nach einem Gen, dem SchlafenGEN.
Als ich in Japan ankam, wollte ich von Biologie noch nichts wissen. Mein Interesse galt nur der Sprache und der Kultur, der Arbeit und dem Land. Doch dann machte ich eine Beobachtung, die mich gefangen hielt. Eine Beobachtung, die mich faszinierte. Es war in der U-Bahn, mitten am Tag. Mir gegenueber sassen lauter Japaner. Im Gang, dicht gedraengt, ebenfalls ueberwiegend Japaner, dazwischen 1-2 Gaijins. Es gab dort Leute, die lasen ein Buch, andere hoerten Musik, wieder andere spielten mit dem Mobiltelefon. Als die Tuere schloss und die U-Bahn beschleunigte, schlossen beinahe alle Japaner gleichzeitig die Augen. Zunaechst dachte ich, dass alle beten wuerden, damit auf der Fahrtstrecke nichts passiert. Doch als der Kollege neben mir mich mit seinem Kopfkissen verwechselt hatte, wurde mir klar: die schlafen alle.
Was war geschehen?? Gab es etwa wieder einen Giftgasanschlag einer radikalen Sekte?
Ich drehte meinen Kopf nach links und sah, dass die 2 Gaijinkollegen weiter munter Loecher in die Luft starrten. Giftgas konnte also nicht die Ursache sein.
"Sangenjaya desu" sagte die freundliche Stimme durch den Lautsprecher. Sangenjaya ist die erste Station auf der Denentoshi-Line mit dem Express von Shibuya nach Azamino. Als ich mich umschaute, war ich ueberrascht. Alle Japaner hatten die Augen wieder auf und der Kollege neben mir hatte ebenfalls bemerkt, dass mein rechtes Schluesselbein nicht sein heimisches Reiskissen war.
Wieder beschleunigte die Bahn und es dauerte wieder kaum 5 Sekunden, bis auch beinahe der letzte Japaner wieder die Augen geschlossen hatte. Der Kollege neben mir wusste zwar inzwischen, dass eine Gaijinschulter kein Reiskissen ersetzen kann, er hatte es aber trotzdem vorgezogen, mich wieder zu beanspruchen anstatt den Kopf frei baumelnd zu positionieren.
Ich fragte mich:
Woran liegt das, dass Japaner in U-Bahnen einschlafen, kaum dass die Tueren geschlossen sind
? Woran liegt das, dass Japaner im Tiefschlaf Buecher, Handys, MP3 Player und die teure Louis Vuitton Tasche in den Haenden halten, ohne dass irgendetwas zu Boden fallen wuerde??
Woran liegt das, dass keiner der Schlafenden seinen Endbahnhof verpasst, sondern genau rechtzeitig aufwacht - obwohl ihn niemand weckt?
Liegt es an den Sushi? Liegt es am Reis? Oder gar an der Sojasosse??
Warum kann ich das nicht? Warum nicht die 2 Langnasen dort drueben??
Mir war ploetzlich klar, es muss an den Genen liegen. Was uns Gaijins fehlt ist das SchlafenGen. Es kann nur so sein, dass die Erbmasse eines Japaners ein Chromosom mehr enthaelt, das diese Eigenschaft vererbt. Woran sonst soll es liegen, dass Japaner immer und ueberall schlafen koennen. Selbst als Beifahrer auf einem Motorrad, wie ich erst kuerzlich bei Omote-sando gesehen habe.
Ich bin mir nun sicher. Von GENeration zu GENeration wird diese Eigenschaft vererbt. Und GENerell gilt fuer alle Japaner, dass die GENiale Eigenschaft der beschleunigungsgesteuerten Muedigkeit GENau dazu fuehrt, dass alle Japaner in Strassenbahnen schlafen. AusGENommen derer, dessen Mutter oder Vater westliche Gene in sich traegt. Das sollte man den Herren von der Zeitung mal mitteilen:
http://www.nachrichten.at/weltspiegel/452122?PHPSESSID=eIch werde wohl meine Dissertation bald vollstaendig haben. Nur eines muss ich noch verstehen:
Weshalb alle Japanerinnen auf hohen Absaetzen GE(he)N und sich in der S-Bahn SchminkGEN.
Jetzt is aber GENug.
MR